Liebe Auguste

Meine liebste Murmeliini,

Du bist jetzt 2,5 Jahre. Ein großes Mädchen schon, sagst Du. Und ja, Du bist groß geworden - für mich gefühlt über Nacht, als Dein kleiner Bruder geboren wurde. Ich habe Dich in der Zeit im Krankenhaus furchtbar vermisst, mir Sorgen um Dich gemacht, und dann, als Du durch die Tür reinkamst, war da dieses große Mädchen. Ein Kind und kein Baby. Du hast die Nacht ohne uns Eltern gut überstanden, Du hast die Tage ohne Mama geschafft, Du konntest mir sogar erzählen, was losgewesen war. Du warst so groß und ich war so überwältigt von Dir.

Du überrascht mich immer wieder damit, was Du schon alles kannst. Und damit, was Du zu können meinst. Du willst alles selber tun,  da Du schon groß bist, und überlegst, was Du alles tun wirst, wenn Du noch größer bist. In der vergangenen Woche hast Du mir erzählt, dass Du dann
- "keinen Nuller mehr brauchst. Aber aber jetzt noch zum Lafen."
- "im neuen Zimmer laafst. Noch nicht. Noch im Babybett."
und
- "keine Windel mehr. Nur Unterhose. Immer auch Lette gehen"
Du hast es schon mal probiert, das mit dem Schnuller, mit dem Bett und sogar mit der Unterhose. Ich war erstaunt, wie gut Du s geschafft hast, uns zu sagen, dass Du das probieren möchtest und auch, dass Du festgestellt hast, dass es Dir zu früh ist.

Du denkst viel nach, auf Deiner Weise und verarbeitest es dann in Deinem Spiel. Du bringst die Puppen ins Bett und wenn sie weinen, tröstest Du ziemlich bestimmt. Bin ich so bestimmt, wenn Du mal wieder im Bett nach mir rufst?

Du bist witzig und erzählst Deine eigenen kleinen Witzchen und versuchst, uns zum Spaß zu veräppeln. Gestern hast Du Deinen Affen versteckt und sagstest zu mir: "Mama, hatt Du gesehen wo die Affe ist?" und weiter: "Lotta sagt, die Affe ist DA!" und zeigtest in die verkehrte Richtung. Dabei hast Du gekichert und dem Hund streng zurechtgewiesen: "Lotta Du flunkert!"

Du hast auch Temperament, und Deinen eigenen Willen. Wenn Du Dir etwas in den Kopf ist es nicht leicht, es Dir auszureden, sollte ich damit nicht einverstanden sein. Du kannst auch ziemlich trotzig sein, aber bisher bist Du dabei nicht aggressiv geworden und lässt Dich auch schnell beruhigen. Es kann anstrengend sein für mich, aber ich bin mir sicher, dass es noch anstrengender für Dich ist, Deine Grenzen auszutesten und Deine neue Unabhängigkeit zu bewältigen.

Das Lesen ist immer noch Dein liebstes Hobby - wir könnten jeden Tag stundenlang lesen und zur Zeit bist Du sehr fromm und liebst Bibelgeschichten: Jona, Josef, Martha und Maria, Jakob, Elia, Samuel im Tempel und David haben's Dir ganz besonders angetan. Langsam erkennst du auch welche Bücher wer lesen kann, und fragst immer wieder, ob ein Buch "saksalainen" oder "deutsch" ist, jetzt musst Du nur noch merken, dass das dasselbe ist und Mama die "suomalainen"/"finnischen" Bücher liest ;.)

Nach dem Lesen kommt gleich Basteln und Backen. Wir können gar nicht so viele Plätzchen essen, wie Du backen möchtest. Du bist dann auch voll dabei und es wird Dir nicht zu langweilig. Wenn ich gar nicht mehr weiß, wie ich Dich zufrieden halten kann, wird eben mal ein Teig gerührt und wir backen mal wieder. Natürlich mit Schürze!

Du bist sehr liebevoll mit Wilhelm, zeigst ihm seine Spielsachen, knuddelst ihn und suchst gerne seine Klamotten für ihn aus. Am Liebsten Strumpfhosen, die trägst Du ja auch so gerne.

Ja, die Klamotten. Du hast genaue Vorstellungen davon, was Du tragen willst. Nämlich Kleider und Strumpfhosen oder Leggings. Und am Allerliebsten das geblümte Kleid, dass Dir Deine große Cousine zum  1. Geburtstag geschenkt hat und das eigentlich nur noch eine Tunika ist.

Ja, meine Liebe, Du bist schon wirklich groß.

Ich liebe Dich!

Deine,
Äiti