30.01.2014

Die Mütter meiner Kinder

Was? Die Mütter? Wieso in Vielzahl?

Sie sind zwar beide von mir, aber die Finnmarie von heute ist nicht gleich die von damals.

Ich bin heute um einiges anders als in 2011 nach der Geburt meiner Tochter. Mein Sohn hat eine entspanntere, ruhigere Mutter die sich viel weniger hinterfragt und irgendwie, trotz der alltäglichen Hektik und Wahnsinn in einer Familie mit Baby, Kleinkind und Labrador, mehr Zeit hat. Als die große Maus noch eine ganz kleine Maus war, konnte ich es kaum erwarten, dass sie etwas neues lernt, größer wird, Sachen entdeckt und sich entwickelt. Jetzt, da ich 99% sicher bin, dass ich nie wieder ein Baby haben werde, würde ich am Liebsten die Zeit anhalten, noch ganz ganz lange seine Babyduft einatmen und seine winzigen Finger streicheln. Es geht so schnell... so schnell...



Als Erstlingsmutter hielt ich mich für ziemlich entspannt und ruhig, ich hatte ja schon Erfahrungen mit den 6 Kindern meiner Geschwister gesammelt, konnte Windeln mit geschlossenen Augen wechseln und es lief auch alles glatt. Aber ich wollte auch unbedingt alles richtig machen, dem Kind das Allerbeste geben.

Damit will ich nicht sagen, dass ich nicht auch meinem Sohn eine gute Mutter sein will, oder dass es mir egal ist, wie es ihm geht, was er zu essen bekommt, wie er sich entwickelt, das nicht. Aber meine Tochter hat aus einer schwangeren Frau eine Mutter gemacht, mich sozusagen erzogen, mich erwachsen werden lassen. Das Babyjahr hat mich an meine Grenzen gebracht. Ich bin 14 Monate lang kaum eine Nacht durchgeschlafen, ich war 24 Stunden am Tag für das Überleben von einem Menschen zuständig (ich habe sie 6 Monate voll gestillt, und bis zum 1. Geburtstag noch zusätzlich zu Beikost die Brust gegeben). Es war aufreibend, es gab Tage, da wollte auch ich einfach nur auf dem Arm genommen werden und losheulen. In all dem hat sie mir viel über mich beigebracht, darüber, was ich brauche um glücklich zu sein - kurze Momente alleine, nur für mich, Zeit zum Lesen und wenn es nur 5 Minuten vorm Einschlafen sind, körperliche Nähe - und was ich geben kann.

So gesehen hatte meine Tochter Pech: sie musste diese Frau erstmal zur Mutter machen, und nun bekommt ihr Bruder eine fertige Mutter präsentiert, kann gleich die Früchte ihrer Arbeit genießen. Ich bin mit ihm deutlich entspannter, mache mir viel weniger Sorgen, vertraue mir - und ihm - viel mehr zu. Ich weiß jetzt, dass er mir schon sagen kann, was er braucht und was er nicht leiden kann. Ich weiß, dass ich das auch verstehen werde. Ich weiß, dass ich zwar seine Mutter bin, er aber durchaus auch von anderen gut betreut werden kann. Ich weiß, dass ich es schaffe, 14 Monate mit Schlafmangel durchzupowern. Ich weiß, dass alle Zähne irgendwann durch sind und der Schlaf für ein Paar Nächte wieder besser ist. Ich weiß, diesmal wirklich und nicht nur in Theorie, dass Hundehaare auf dem Fußboden und Staub auf den Bücherregalen gar nichts sind dagegen, dass man Zeit hat, ganz tief in die blauen Babyaugen zu schauen oder mit der großen Schwester eine Höhle zu bauen. Oder eben den Dreck gemeinsam zu beseitigen, wenn's auch dann nicht viel sauberer am Ende ist.

Andererseits widme ich ihm nicht annähernd so viel Aufmerksamkeit wie damals der Erstgeborenen. Ich habe erst gestern gemerkt, dass er tatsächlich schon sein Köpfchen heben kann und tut. Meine Eltern sagten mir dann, dass das doch schon seit 2 Tagen so ist. Beim Mäuschen hatte ich tage- wenn nicht wochenlang darauf gewartet und jeden Fortschritt wahrgenommen. Er muss viel öfter mal eben noch kurz warten, wird mehr abgelegt und meist, wenn ich ihn stille, lese ich auch ein Buch oder kuschele die Große in anderen Arm. Ich bin öfter müde, meine Nerven liegen an manchen Trotztagen sehr sehr blank und das bekommt der Kleine sicherlich auch mit. Es ist anders, wenn zusätzlich zum Baby auch noch ein Kleinkind da ist, es ist mehr los. Die Mama wird in viele Richtungen gezerrt und am Ende bekommt jedes Kind etwas weniger ab.

Reicht das?
Ich denke schon.

Ja, die Mütter meiner Kinder sind schon ganz schön verschieden. Aber beide tun sie ihr bestes und lieben diese kleinen Häschen mehr als ich sagen kann.

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