05.02.2014

Erziehung

Mein Mann, meine Tochter und ich scheinen uns gegenzeitig zu erziehen... wir Eltern sind in den letzten Jahren viel gewachsen und gereift und wir versuchen unser Bestes, ihr das Nötige mit auf den Weg zu geben.

Auch Grenzen sind nötig.

Bevor ich Kinder hatte, hatte ich ziemlich genaue Ideen davon, was ich machen wollte und was nicht wenn es um Grenzen, Regeln und auch Strafen ging. Ich wollte nicht laut werden, auf keinen Fall körperlich bestrafen aber mich auch nicht zu sehr ins Diskutieren einziehen lassen.

(ja, ich war eine tolle Mutter, bis ich Kinder hatte)



Dann kam das Kind und - Überraschung! - als sie anfing, Döneckens zu machen, wusste sie noch lange nicht, was nein bedeutet, und noch weniger, dass das was jetzt verboten ist, auch in 10 Minuten verboten bleibt, und sogar morgen. Wie korrigiert man aber das Verhalten eines Kindes das noch so klein ist? Das war für uns keine einfache Frage, wir wollten uns nicht nur aufs Ablenken beschränken aber auch nicht mit Strafen überreagieren.

Als sie dann auch noch langsam aber sicher in die Trotzphase kam, war ich oft wirklich fertig, und habe auch mal die Beherrschung verloren und sie angeschrien. Einmal konnte ich sehen, wie sie sich erschrocken hat und völlig verunsichert da stand.

Da musste ich lernen, mich bei ihr zu entschuldigen, ihr zu erklären (ganz kurz und verständlich), was los war und - noch schwerer - anschließend mir zu verzeihen, dass ich meine ganzen guten Vorsätze gebrochen hatte.

Wir haben vieles ausprobiert und mein Mann hat sich - und mich - oft gefragt, ob ich nicht ganz umsonst mir den Mund fusselig rede, als ich der Kleinen alles erkläre. Aber ich habe, für den Moment, entdeckt, dass es für uns am Besten läuft, wenn wir sehr viel reden und erklären. Wenn ich meine Tochter auch frage, was sie so bedrückt und ihr helfe, das in Worte zu fassen. Einiges davon war für mich intuitiv, anderes musste ich erst finden und auch dafür, was ich automatisch gemacht hatte, brauchte ich Namen. Da hat mir eine Freundin von Love and Logic berichtet und vieles davon kam mir sehr vernünftig vor. Ich gebe mir nun Mühe, meiner Tochter die Folgen ihres Handelns klar zu machen während ich selbst ruhig bleibe, mich möglichst wenig aufrege und mit ihr Sachen bespreche.

Sie reagiert sehr gut darauf und hat schon angefangen, mir ihre Gefühle und Ärgernisse zu berichten.
"Auguste* itkee tätä asiaa" (A. weint über diese Sache**)
"Auguste möchte das aber nicht"
"Auguste Mama sagt nein! Auguste das weint"
"Auguste möchte nicht dass Wilhelm Auguste Papa Mama ausleiht!"

Diese Aussagen machen es viel einfacher für mich, auf sie einzugehen und mit ihr eine Lösung zu suchen. Wenn sie mir sagt, dass sie nicht möchte, dass ihr Bruder sich ihre Eltern ausleiht, nun, da können wir darüber reden, was es heißt, Geschwister zu haben. Wenn sie aber nur schreit und Mist macht, schreie ich am Ende womöglich auch und keiner fühlt sich gut. Mit ihren Aussagen bringt sie mir so viel über sich selbst bei, ich kann sie immer besser kennen lernen und mir wird Tag für Tag klarer dass ich das auch immer wieder muss: sie kennen lernen, da sie eine eigenständige Persönlichkeit ist, mir ihren eigenen Macken und Herrlichkeiten.

Nein, ich will nicht behaupten, ich hätte alle Antworten oder wäre eine Supermutter. Bin ich nicht. Ich verliere trotzdem mal die Beherrschung. Ich bin oft müde und meine Tochter will oft doch nicht mit mir reden.

Ich bin eben vollkommen in meiner Fehlerhaftigkeit auch als Mutter und Erzieherin, aber ich lerne immer dazu und bin gespannt darauf, was mich als nächstes erwartet.

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* Nein, wir nennen sie nicht Auguste und Wilhelm, aber da ich ihnen doch ein wenig Privatsphäre sichern möchte, heißen sie nun hier so.

** Meine Kinder wachsen Zweisprachig auf, die zweite Sprache ist Finnisch, da ich ja eine Finnmarie bin

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